Statement zur Absage von Liebe üben

Vonder Mühll/Thuwis/Biedermann: “Liebe üben“

ABSAGE KuKuK-FESTIVAL RAMSAU/STEIERMARK

Eine Aufführung von “Liebe üben“ wurde vom Lehrpersonal wieder abgesagt, nachdem der Trailer gesichtet wurde und darin ein Mann in einem Kleid tanzt. Wir können nur mutmaßen, welches Weltbild hinter solch einer Begründung liegt.

“Liebe üben“ aber feiert unsere Unterschiedlichkeit, unsere Verletzlichkeit und unser aller Sehnsucht und Recht auf Liebe. Wir machen Theater darüber, weil wir an das Theater glauben und zwar anders als scheinbar diejenigen, die entschieden haben, dass Kinder und Jugendliche das Stück nicht sehen sollen.

Wir glauben an eine komplexe und vielfältige Welt (in der es zum Beispiel Männer gibt die Männer lieben), die real ist, auch wenn das Theater nicht davon erzählt. In dieser Welt leben und lieben auch Kinder und Jugendliche.

Wir glauben an ein Theater, welches die Welt spiegelt, befragt, weiterdenkt. Weil wir an eine bessere Welt glauben.

Wir glauben an die empowernde Kraft von Theater. Nicht, weil hier eine Weltsicht indoktriniert wird, sondern weil hier ein Erfahrungsraum geöffnet wird, indem unterschiedlichste Möglichkeiten nebeneinanderstehen können. Weil hier jede*r für sich fühlt und erlebt und doch in Gemeinschaft ist. Weil hier alles richtig ist.

Und nicht zuletzt glauben wir an die ästhetische Kraft von Theater. Wenn ein Mann in einem Kleid tanzt, sieht das vielleicht einfach nur schön aus, er könnte eine Frau darstellen, er könnte von seiner Hochzeit träumen, er könnte es einfach mal ausprobieren, oder er könnte schwul sein. Jede*r wird diesen Moment anders erleben je nach Erfahrung, je nach eigenen Vorstellungen. Das ist das Schöne am Theater. Wir legen Zeichen, lassen sie euch deuten.

Aber ganz ohne eindeutige Haltung geht es nicht: Wir verabscheuen jegliche Art von Diskriminierung und laden ein zu üben die Diversität und Komplexität zu lieben. (Hannah Biedermann, 7.10.2022)